Constructive Code of Conduct

Auch Lehrpersonen in der Mittel- und Oberstufe stehen oft vor der Herausforderung, eine relative Ruhe im Klassenraum aufrechtzuerhalten, die einen effektiven Unterricht ermöglicht. Vor allem in Unterrichtsphasen, wenn nur eine Person spricht, unabhängig ob es LehrerInnen oder SchülerInnen sind, sollte aufmerksames Zuhören möglich sein. Auch die meisten SchülerInnen bevorzugen es, in eher ruhigen, entspannten und vertrauensvollen Atmosphäre ohne zu arbeiten.

CCoC für die Klasse

Bei sich eventuell sogar wiederholenden Störungen empfehle ich, gemeinsam mit der Klasse ein Regelwerk zu erarbeiten, an das sich alle Beteiligte halten können und sollen. Dieser „Constructive Code of Conduct“ sollte regelmässig überprüft und gegebenenfalls überarbeitet und durch nötige Details ergänzt werden.

CCoC für die gesamte Schule

Optimal ist es, wenn ein minimales Regelwerk für die ganze Schule gilt, damit auch Gesamtschulkonferenzen besser ablaufen können und Leherpersonen nicht verschiedene Regeln für verschiedene Klassen berücksichtigen müssen.

Basisregeln für Konstruktive Kommunikation

Die folgenden Basisregeln erfordern auch für manche Lehrpersonen ein Umdenken, da sie über das in der Schule übliche „Melden per Handheben“ hinausgehen.

  1. Die sprechende Person steht, alle anderen sind leise und unterbrechen nicht.
  2. Wer etwas sagen möchte, steht ebenfalls auf. Bei mehreren Wortmeldungen signalisiert er/sie mit seinen Fingern die Reihenfolge, in der sie/er dran ist.
  3. Ergänzende schnelle Bemerkungen: möchte man direkt auf etwas soeben Gesagtes antworten, einen kurzen Punkt ergänzen, steht am auf und zeigt mit dem Finger auf die Person, deren Beitrag man kommentieren möchte.
  4. Stummer Applaus – das Wackeln mit den Händen über dem Kopf – signalisiert Zustimmung zum Gesagten, ohne dass das ausgesprochen werden muss.

Das Aufstehen der Sprechenden mag zunächst ungewöhnlich wirken, ist aber sehr hilfreich. Während der Umgewöhnungsphase ist eventuell noch mit Störgeräuschen zu durch Stühlerücken zu rechnen, aber nach und nach wissen alle, wie sie ohne Geräusche aufstehen.

Gemeinsame Verantwortung SuS und LuL

Im CCoC sollten klare Verhaltensregeln und Erwartungen für die SchülerInnen und Lehrpersonen festlgeegt, schriftlich fixiert und deutlich sichtbar in der Klassen aufgehängt werden. Es gibt viele ergänzende Methoden, die Klassengemeinschaft zu stärken.

Lärm-Ampel und Lärm-Stewards

Eine beliebte Methode, den Lärmpegel zu reduzieren, ist eine sichtbare Lärmampel an der Wand . Sie lenkt die Aufmerksamkeit der SuS auf den Geräuschpegel in der Klasse, denn viele sind nicht in der Lage, Lärm akustisch bewusst wahrzunehmen. Die drei bekannten Ampelfarben zeigen der Klasse, ob bzw. wie sehr der als akzeptabel festgelegte Geräuschpegel überschritten wurde.

Wenn die Ampel auf Rot zeigt, sorgen die täglich wechselnden Lärmstewards nach 30 Sekunden durch Initiieren der Schweigekette dafür, dass wieder Ruhe einkehrt

Klassenmeetings

Regelmäßige Klassenmeetings bieten eine Gelegenheit, über Anliegen und Verbesserungsmöglichkeiten zu sprechen.

Positive Verstärkung

Nicht nur gutes sondern auch verbessertes Verhalten sollte durch Lob und Anerkennung verstärkt werden, und zwar durch die Lehrpersonen als auch die MitschülerInnen. SchülerInnen, die als Rowdies auffallen und die aus dieser Rolle eventuell ihren Selbstwert beziehen, fällt es dadurch leichter, ihre Verhaltensveränderungen umzusetzen. Mehr zu den Hintergründen finden Sie hier.

Aktives Zuhören

Zeigen Sie Interesse an den Anliegen der Schüler und hören Sie ihnen aktiv zu, um Konflikte frühzeitig zu erkennen und zu lösen.

StreitschlichterInnen etablieren

Vor allem während der Pubertät durchlaufen die SuS tiefgreifende Veränderungsprozesse, körperlich, intellektuell und emotional. So erhöht sich das Konfliktpotential in einer Klasse quasi automatisch. Um Konflikte auf konstruktive Weise lösen zu können und um störende Situationen zu minimieren, empfielt es sich mindestens zwei SchülerInnen zu StreitschluchterInnen bzw MediatorInnen ausbilden zu lassen.

Architektur und Ausstattung der Klasse

Manche Probleme in Klassen entstehen aber auch auf Grund einer nicht mehr zeitgemässen Architektur oder Ausstattung. Das Alter des Schulhauses und die vorhandenen Möblierung kann ein Problem sein, das aber dennoch durch einige Gestaltungselemente abgemildert werden kann.

Sitzordnung

Die Anordnung der SchülerInnen kann dazu beitragen, Ablenkungen zu minimieren und die Konzentration zu fördern.

Gemeinsame Gestaltung des Klassenraums

Gestalten Sie den Klassentraum gemeinsam mit den SuS, lassen Sie sie ihre Bedenken und Ideen äussern. Bedenken Sie dabei auch immer, dass eventuelle Veränderungen auch das Reinigungspersonal der Schule nicht belasten sollten.

Schalldämmung

Die Lärmbelastung in überlauten Klassenzimmern kann auch durch deutlich reduzieren.

  • Teppich- oder Teppichboden: dämmen Tritte und absorbiert Geräusche, die beim Abstellen und Herunterfallen von Objekten entstehen. Bei vielen Teppichen in der Klasse ist es sinnvoll, den Klassenraum nut mit Strümpfen oder Schulschlappen zu betreteren. Ein Schuhregal vor der Klasse ist dann sinnvoll.
  • Filzgleiter: ermöglichen leiseres Stühlerücken und Umstellen von Tischen.
  • (Kork-)Pinnwände: reduzieren den Nachhall und können zudem für Präsentationen genutzt werden
  • Schallabsorber: schallabsorbierende Wand- und Deckenelemente, die flexibel angebracht werden können

Verantwortung der Lehrpersonen

Strukturierter Stundenaufbau

ein gut strukturierter Unterricht mit klaren Zielen und einer transparenten Reihenfolge der Aktivitäten, ermöglicht es auch leicht ablenkbaren SchülerInnen

Ruhephasen einbauen

Planen Sie kurze Ruhepausen im Unterricht, um den Schülern Gelegenheit zu geben, sich zu entspannen und Energie zu tanken.

Schüler einbeziehen

Aktive SchülerInnenbeteiligung fördern, um Langeweile und Ablenkungen zu vermeiden. Je mehr SuS Inhalte in Gruppen- oder Einzelarbeit vorbereiten und präsentieren, desto leichter kann die Lehrperson den Wechsel vom „Quell des Wissens“ zur Lernbegleitperson vollziehen.

Methodenvielfalt im Unterricht

Verwenden Sie verschiedene Lehrmethoden und Binnendifferenzierung, um alle SchülerInnen zu engagieren und die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten.

Optische Signale verwenden

Verwenden Sie visuelle oder akustische Signale, um die Aufmerksamkeit der Schüler zu erlangen, z. B. Handzeichen, Glocken oder Ampelsysteme. „Stummer Applaus“ macht Zustimmung deutlich, ohne dass geredet oder geklatscht werden muss. (siehe Basisregeln)




Gemeinsame Verantwortung mit Eltern

Eltern sollten regelmässig und nicht nur an Elternabenden über die Entwicklung der Gesamtklasse informiert werden. Ein monatlicher Elternnewsletter ist hierfür sinnvoll. Er sollte im besten Fall gemeinsam mit der Klassengemeinschaft verfasst werden.

Im Krisenfall sollten dann auch die ElternvertreterInnen einbezogen werden.

Externe Unterstützung

Bei schwerwiegenderen Verhaltensproblemen einzelner SchülerInnen sollten LehrerInnen nicht zögern, die Unterstützung von SchulpsychologInnen oder Beratungsstellen in Anspruch nehmen.