Die rasante Entwicklung Künstlicher Intelligenz(en) der letzten Jahre hat immer stärkere Auswirkungen auf unser aller Leben. Dieser Wissenspeicher beschäftigt sich mit den damit verbundenen individuellen und gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen. Durch die hohe Komplexität des Themas und die Dynamik der Entwicklung ist es mir leider nicht möglich, den Wissensstand auf dieser privat betriebenen Seite ganz aktuell zu halten. Daher finden Sie viele Links auf Seiten, die ich selbst als externe Wissensspeicher nutze, und mit deren Hilfe Sie ihr Wissen vertiefen können.
Auf einen Blick - die Seitenübersicht
KI umgibt uns überall – schon jetzt!
Sobald wir uns im Internet aufhalten, sind wir umgeben von KI Anwendungen, die uns das Leben erleichtern: Suchmaschinen bewältigen für uns die Informationsflut und merken sich unsere Präferenzen, um uns beim nächsten Mal noch besser auf unsere Präferenzen abgestimmte Ergebnisse zu liefern. Webseiten werden uns durch Google Translate oder DeepL automatisch übersetzt, und verbessern sich mit jeder Nutzung. Handschrifterkennung verbessert die Eingaben auf unseren Smartphones und Tablets und in Computerspielen berechnen KI Systeme in Echtzeit die graphischen Hintergründe und sind natürlich auch für das Auftauchen und die Aktionen aller möglichen Monster verantwortlich, die uns das Leben schwer machen.
Börsenkurse, Energieverbrauch und Verkehrströme werden ebenso beobachtet und beeinflusst wie unsere Kaufentscheidungen im Netz oder unser Wahlverhalten. KIs beobachten das Verhalten und die Leistungen von Schüler*innen und spielen ihnen individualisierte Aufgaben zu, um den Lernfortschritt zu optimieren. Schon jetzt werden ärztlich Diagnosen durch KIs gestellt, Pandemien wie COVID 19 und die nahende Klimakatastrophe werden durch KI-Systeme simuliert, in der Hoffnung so auch Mittel und Wege zu finden, das Schlimmste zu verhüten. Während bei uns Personalentscheidungen in grossen Konzernen durch KIs gefällt werden, werden in China alle Einwohner durch KIs überwacht: systemkonformes Verhalten wird belohnt, systemkritisches Verhalten bestraft.
Innerhalb weniger Jahre wird es fast keinen Bereich unseres Lebens geben, in den nicht die eine oder KI Einblicke hat.
Probleme durch Vorurteile – Bias
Doch KIs sind keineswegs perfekt, sie machen Fehler. Frühe KIs wurden durch Menschen angelernt und haben dabei die sogenannten Biases – also bewusste und vor allem unbewusste Vorurteile – der sie trainierenden Menschen kopiert. Dies führte dazu, dass sehr lange eine Bildersuche für „menschliche Hand“ bei Google vor allem weisse, männliche, erwachsene Hände zeigte, statt des eigentlich logischen binten Mischung.
KIs haben also nicht die Welt analysiert, sondern vor allem die Weltsicht des US-amerikasnischen Standardprogrammierers. Es ist zu hoffen, dass nicht zuletzt auch durch die aktuelle weltweite #BlackLivesMatter Bewegung, Themen wie impliziter und systemischer Rassismus, Sexismus und Klassismus zu mehr Bewusstsein und Veränderung führen werden.
KI Fortbildung 2019
Daher habe ich selbst 2019 entschieden, mich intensiv in dieses Feld einzuarbeiten. Im Rahmen einer ausgezeichneten, sehr intensiven vierwöchigen KI Fortbildung in italienischen Turin habe ich mir im Juni und Juli das Rüstzeug erarbeitet, um beim Blick unter die Motorhaube einer KI nicht komplett ratlos dazustehen. Wir hatten das Glück dort mit Satellitendaten der ESA zu arbeiten, die ihr umfangreiches Datenmaterial frei zur Verfügung stellt. Meine Arbeitsgruppe versuchte Rückschlüsse aus Satellitenfotos der Amaonasmetropole Manaus und des von Wüste umgebenen Las Vegas zu extrapolieren. Hier geht es zum Video unserer Abschlusspräsentation.
Vermittlung von Wissen zu KI
Im Juli 2020 hab ich erstmals gemeinsam mit meinem Kollegen, dem Mathematiker Dr. Martin Skrodzki, derzeit Researcher für Geometrieverarbeitung im RIKEN Interdisciplinary Theoretical and Mathematical Sciences Program in Japan, einen Onlinekurs über die Auswirkungen von KI gegeben. Veranstalter war Common Purpose, eine gemeinnützige Organisation, die Leadership-Programme für Führungskräfte auflegt mit dem erklärten Ziel, Führen im Sinne des Gemeinwohls zu stärken.
Themen wie Bildanalyse und –ergänzung fliessen in meine künstlerischen Projekte ebenso ein wie Videoanalyse von Bewegungen, die dann Vorhersagen von Motivation und Verhalten z.B. von Demonstrationsteilnehmer*innen ermöglicht.
KI in der Medizin
Auch in der Medizin gehört die Analyse von Bildern zu den am weitestenn fortgeschrittenen Anwendungen. Durch das Auswerten von Röntgen- und CT-Bilder können beispielsweise Tumore schneller identifiziert und Krebstherapien individuell besser angepasst werden.
Doch dies sind erst die Anfänge. Die Potenziale für den Einsatz von KI in den Life Sciences sind riesig. Von der Konstruktion möglicher Medikamente als Proteinmodelle am Rechner bis zur Vorhersage von Ausbreitungsmustern von Pandemien – überall winken nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse sondern riesige ökonomische Chancen. Daher wird KI beeinflussen, wie die Medizin der Zukunft aussehen wird. Von der Diagnose, über Forschung und Entwicklung bis hin zu wirksamen präventiven Massnahmen: der weltweite Lerneffekt durch Corona wird diese Entwicklung noch beschleunigen.
KI in der Diagnose – was sagen die Patient*innen?
Doch es kommt auch auf die Patient*innen an. Nach einer Untersuchung des Bitkom im Juni 2020 sagen 44 Prozent sie würden sich künftig regelmäßig eine Zweitmeinung von einer Künstlichen Intelligenz einholen – 2019 waren es noch 31 Prozent.
45 Prozent meinen sogar, Ärzte sollten grundsätzlich ihre Diagnose von einer KI prüfen lassen (2019: 39 Prozent). Insgesamt sehen viele Menschen die KI vor allem als effektive Unterstützung: 64 Prozent meinen, dass Ärzte mehr Zeit für ihre Patienten haben, wenn Künstliche Intelligenz ihnen einfache Tätigkeiten abnimmt.
58 Prozent sagen, Computerprogramme mit künstlicher Intelligenz analysieren Röntgenbilder schneller als Ärzte und sollten ihnen diese Aufgabe dauerhaft abnehmen.
Zur Vertiefung dieses Themas empfehle ich u.a. die Wikipediaseite zur Künstliche Intelligenz in der Medizin
KI in der Rechtsprechung
Hier sind zwei Ebenen zu unterscheiden. Zum einen geht es darum, dass weltweit die legislativen Systeme versuchen müssen, dem Phänomen der potentiell in Richtung Allmacht strebenden KI gesetzliche Rahmenbedingungen vorzugeben. Dabei hinken sie natürlich weit hinterher, denn die Dynamik von KI übertrifft alle bisher dagewesenen Technologien.
An der TU in München wrde hierzu 2019 ein Lehrstuhl für Recht und Sicherheit der Digitalisierung geschaffen, den Prof. Dirk Heckmann innehat. Selbstverständlich finden sich ähnliche Institute auch an anderen Standorten.
KI als Assistenzsystem in der Justiz
Zum anderen geht es um den Einsatz von KI als Assistenzsysteme in der Rechtssprechung selbst. Ein großer Teil der Arbeit von Juristen besteht in der Analyse von Akten, zum Beispiel von Präzedenzfällen, um daraus Argumente zu entwickeln. Derartige Arbeit kann mittlerweile zu einem Teil von KIs übernommen werden. Die Beratungsfirma McKinsey schätzte 2017, dass etwa 22 Prozent der Arbeit von Anwälten und 35 Prozent der Arbeit von Rechtshelfern mit Hilfe von KIs automatisiert werden könnte. Die KIs werden anhand von Millionen von Dokumenten und Fallbeispielen und juristischen Anträgen trainiert. Danach kann eine KI diejenigen Dokumente markieren, die ein Jurist für seinen Fall braucht; oft besser, als dies ein Mensch könnte. JPMorgan gab bekannt, die KI Contract Intelligence einzusetzen, welche nach Aussagen von JPMorgan eine Menge von Daten in Sekunden analysieren kann, wofür Juristen und Rechtshelfer 360.000 Stunden benötigen würden.
KI im Marketing und Politik
Im Marketing wird künstliche Intelligenz eingesetzt, um zum Beispiel Werbe-Emails zu verschicken, den Kundendienst durch Social Bots und Chatbots abzulösen, Analysen und Prognosen des Markts und des Kunden, beispielsweise auf Basis von Big Data, durchzuführen und kundenspezifische Werbeanzeigen, Empfehlungen und Suchergebnisse, sowie programmierte Abläufe zu entwickeln.
So beabsichtigte der Online-Versandhändler Zalando im März 2018, 250 Arbeitsplätze im Marketingbereich im Standort Berlin zu streichen, die durch künstliche Intelligenz ersetzt werden sollen.
Die Skandale rund um die KI gestützte Wahlbeeinflussung durch Cambridge Analytica zunächst bei der englischen Brexitabstimmung und im Anschluss bei der amerikanischen Präsidentschaftswahl haben gezeigt, dass ein manipluativer Einsatz von KI nicht nur möglich ist sondern praktiziert wird.
Ethische Fragen der KI
KIs sind gleich eine ganze Padora-Büchsensammlung. Denn wie jede Technologie kann sie zum Wohl und Nutzen oder zur Zerstötung eingesetzt werden. Daher gibt es gerade zahlreiche Ansätze, unter welchen Kriterium das als Trolley-Problem bekannte Dilemma für KI gelöst werde kann. Denn auch das Nicht-Einmischen wird Folgen haben.
Robotergesetze und Weltherrschaft
Schon in den 40ern wurden von Isaac Asimov Regeln ethische Regeln für Roboter entwickelt, die bis heute nicht an Gültigkeit verloren haben und prinizipiell auf KI übertragen werden können:
- Eine KI darf kein menschliches Wesen (wissentlich) verletzen oder durch Untätigkeit (wissentlich) zulassen, dass einem menschlichen Wesen Schaden zugefügt wird.
- Eine KI muss den ihr von einem Menschen gegebenen Befehlen gehorchen – es sei denn, ein solcher Befehl würde mit Regel eins kollidieren.
- Eine KI muss ihr Existenz beschützen, solange dieser Schutz nicht mit Regel eins oder zwei kollidiert.
Diese Regeln erzeugen allerdings sehr schnell neue Probleme. Denn eine KI besitzt das Potential, zum sogenannten Laplace’schen Dämon zu werden: einer allwissenden, und damit für alles verantwortlichen Entität. Diese könnte sehr schnell zu dem Schluss kommen, dass die Menschheit ihre Lebensgrundlage muwillig bis fahrlässig zerstört, und damit eingeschränkt werden muss. Zahlreiche Romane und Filme behandeln deshalb dystopische Welten, in denen KIs die Weltherrschaft übernommen haben.
Da KIs zunehmend für die Steuerung von Autonome Waffensystemen eingesetzt werden, ist das mehr oder weniger blutige Ausschalten von Menschen leider eine realtiv leichte Übung vernetzter Systeme.
Weitere Anwendungsgebiete mit Links und Literaturhinweisen
Der Bitkom als Zentralverband der Deutschen IT-Wirtschaft verfügt über eine eigene Abteilung zum Thema KI, die zahlreiche Dokumente zum Einsatz von KI in verschiedenen Wirtchaftsbereichen kostenlos zum Download anbieten.
Texterkennung
- Texterkennung und Textgenerierung, zum Beispiel von Eilmeldungen, Werbung oder für besonders strukturierte Daten
- Data-Mining und Text Mining bieten Methoden zur Extraktion von Kerninformationen aus nicht- oder nur schwach strukturierten Texten, wie es etwa zur Erstellung von Inhaltsanalysen benötigt wird.
- Informationsrückgewinnung hat das Wiederauffinden und Zusammenführen bereits bestehender, komplexer Strukturen in sehr großen Datensätzen zum Ziel, ein Anwendungsgebiet sind Internet-Suchmaschinen.
- Optische Zeichenerkennung liest gedruckte Texte zuverlässig.
- Spracherkennung ermöglicht Sprachsteuerung oder das Diktieren eines Textes. Wird u. a. in Smartphones eingesetzt, z. B. bei Siri, Google Assistant, Cortana und Samsungs Bixby oder auch Amazon Echo
- Bots, insbesondere social Bots (z. B. cleverbot)
- Intelligenter Persönlicher Assistent (oder auch digitaler Sprachassistent)
Geowissenschaften und Space Sciences
- Bei der Exploration von Ölquellen,
- bei der Steuerung von Marsrobotern werden Expertensysteme eingesetzt.
- Suche nach extrasolaren Planeten durch Auswertung von Helligkeitsschwankungen von Sternen über die Transitmethode
Gesichtserkennung und Überwachung
- Gesichtserkennung, z. B. die App FindFace.
- Deepfakes, d. h. der Austausch von Gesichtern oder anderen Medieninhalten
- Bilderkennung, z. B. das automatische Taggen von Bildern bei Flickr oder die Cloud Vision API von Google.
MINT Thematiken und Rechenleistung
- Computeralgebrasysteme, wie Mathematica oder Maple, unterstützen Mathematiker, Wissenschaftler und Ingenieure bei ihrer Arbeit.
Meschengruppen und Soziodynamik
- Computer-Vision-Systeme überwachen öffentliche Plätze, Produktionsprozesse oder sichern den Straßenverkehr.
- Bei Gruppensimulationen für Sicherheitsplanung oder Computeranimation wird ein möglichst realistisches Verhalten von (Menschen-)Massen berechnet.
Suchmaschinen
- Ein wissensbasiertes System bzw. spezieller ein Expertensystem stellt Lösungen bei komplexen Fragestellungen zur Verfügung. Beispiele für solche Anwendungen sind: Das Computerprogramm Watson (siehe weiter oben) oder die Wissensdatenbank Cyc. In einfacherer Form wird dies u. a. in Smartphones eingesetzt z. B. bei Siri, Google Now, Cortana und Samsungs S Voice oder auch Amazon Echo.
- Semantische Suchmaschinen, wie Wolfram Alpha
Verkehr und Robotik
- Selbstfahrende Kraftfahrzeuge, z. B. Google Driverless Car
- Humanoide Roboter, z. B. Atlas, ASIMO, Pepper