Wunderfrage

Die Wunderfrage ist eine sehr einfache Möglichkeit, Fantasien anzuregen. Steve de Shazer, der Begründer des lösungsorientierten Ansatzes in der Systemischen Therapie, hat erstmals über diese Frageart geschrieben und sie gezielt angewendet. Bei dieser Frageart wird die Lösung und nicht das Problem fokussiert. Die Wunderfrage eignet sich daher auch im Rahmen von Selbsthilfegruppen oder zur Eigentherapie. Eine kompakte Zusammenfassung ist am Ende der Seite.

Formulierungsvorschlag

Die klassische Wunderfrage sollte durch die therapierende Person optimal so formuliert werden:
„Angenommen, Sie treffen sich morgen mit ihrer besten Freundin / ihrem besten Freund / XY als dem Menschen, dem sie sehr vertrauen und die/der sie in ihren Höhen und Tiefen sehr gut kennt und akzeptiert.
Doch heute Nacht ist ein Wunder passiert. Das Problem / die Probleme, weswegen Sie heute hier in der Therapie sind, sind gelöst – einfach so. Eben ein richtiges Wunder!
Da das Wunder aber über Nacht passiert ist, wissen Sie dies nicht.
Was wird Ihrer Meinung nach das erste Anzeichen sein, welches Sie darauf hinweist, dass sich etwas verändert hat? Wie würden Sie es ihrem Gegenüber beschreiben?“

Die Einfälle, die auf diese Wunderfrage hin geäußert werden, sind meist positive Zukunftsfantasien. Die Klienten werden in ihrer Fantasie angeregt, sich Änderungsmöglichkeiten konkret vorzustellen. Dadurch wird die tatsächliche Einleitung von realen Veränderungsschritten erleichtert. Der lösungsorientierte Prozess wird dadurch stark vorangetrieben und es scheint klar, dass die Frage sich gut für den Übergang zur Phase der Lösungssuche eignet.

Dabei können unklare Aussagen durch Nachfragen präzisiert werden:

  • Was genau wäre anders?
  • Wie würden Sie sich anders verhalten?
  • Gab es in letzter Zeit schon einmal einen Moment, der fast wie ein Wunder war?

Einsatz in der Mediation

Eine Wunderfrage kann natürlich auch in der Mediation eingesetzt werden, um die miteinander Streitenden zu neuen Lösungen zu führen. Dabei beantwortet jede Konfliktpartei die Wunderfrage aus ihrer jeweiligen Perspektive heraus. Wichtig: es sollten ungefähr 10 konkret benennbare Details erarbeitet werden, die dann in der Folge auch miteinander abgeglichen werden.

Als Frage kann zusätzlich genutzt werden:

  • Was könnten alle miteinander tun, um ein klein wenig Wunder schon jetzt Realität werden zu lassen?

Wunder und Wünsche

Das Äussern von Wünschen ist ein entscheidender Schritt für jede Form von Besserung, Rekonvaleszenz und Problemlösung allgemein. Dabei geht es für viele Klienten darum, sich selbst als wertvoll genug zu betrachten, überhaupt wunschberechtigt zu sein.
Der Umgang mit Wünschen kann durch viele Techniken weiter trainiert werden.

Wunschbuch

Das Wunscherfüllungsbuch oder Wunschbuch ist ein durch die Klient*innen gestaltetes Buch mit ausreichendem Platz zum Niederschreiben, Zeichnen oder Fotografieren von Wünschen. Es sollte Wertigkeit ausdrücken, beispielsweise durch einen Umschlag oder gutes Papier. So erhält die die Beschäftigung mit den eigenen Bedürfnissen Wichtigkeit und Sichtbarkeit. Wichtig ist, sich an folgende wichtige Regeln zu halten, die viel Verwandschaft zur gewaltfreien Kommunikation erkennen lassen:

  • Wünsche nur, was dich selbst betrifft
  • Überlege dir gut, was du dir wünschen willst
  • Sei mutig! Wünsche nicht zu bescheiden
  • Manifestiere die schönen Wünsche in diesem Buch (Schreiben, Zeichnen, Collage)
  • Notiere das Datum, wann Du die Wünsche einträgst
  • Streiche wieder alte, unnötig gewordene Wünsche durch
  • Markiere erfüllte Wünsche – notiere dabei, wann sie in Erfüllung gingen

Bei Menschen, die unter Perfektionimus leiden, ist es zudem wichtig, dass auch das Thema flexibler und adaptiver Wünsche trainiert wird. Sonst kann aus dem eigentlich befreienden Wunsch schnell ein Zustand werden, der auf Grund seiner fast ungewohnten und daher fast zwangsläufig imperfekten Ausgestaltung nur ein zu kritisierender und abzulehnender neuer Zustand wird. Gerade hier gilt: Überlege Dir gut, was Du dir wünscht. Es könnte in Erfüllung gehen.

Wunderfrage auf einen Blick

  • basierend auf der Idee Steve de Shazers im Rahmen einer Kurzzeit-Psychotherapie
  • lösungsorientierte Impulse geben, anstatt problemfixiert zu denken
  • Ausgangspunkt immer ein bestimmtes Problem, für das die Klient*innen noch keine Lösungsansätze gefunden haben

Kurzformulierung

„ Angenommen, Dein Problem wäre wie durch ein Wunder gelöst. Was genau wäre das Wunder und woran würdest Du merken, dass das Wunder geschehen ist?“

Schrittweises Vorgehen für die therapierende Person

Die Wunderfrage bezogen auf ein bestimmtes Problem stellen und beantworten lassen! Nicht abschweifen lassen.

  1. Was genau ist das Problem?
  2. Wo bezüglich des Wunders stehst Du auf einer Skala von 1 – 10 heute? ( 10 bedeutet: Wunder erreicht )
  3. Wann war der schlimmste Zeitpunkt Deines Problemerlebens ?
  4. Wo auf der Skala warst du damals?
  5. Was hast du damals getan, so dass du von damals auf heute auf der Skala nach oben gekommen bist?
  6. Was werden deine nächsten Schritte sein, um auf der Skala nach oben bis zum Wunder zu kommen?

Gedanken zur erfolgreichen Durchführung

•    Nur eine Frage stellen
•    Keine Vermischung von Problembereichen
•    Innere Antwort abwarten
•    Was als innere Antwort hochkommt ist Fakt, kein innerer Dialog darüber, keine Bewertung, keine innere Kritik
•    Wenn Einwände kommen, weiter auf dem Lösungspfad bleiben
•    Ähnlich wie im Zielprozess nur selbst beeinflussbares Verhalten akzeptieren, nicht das unbeeinflussbare Verhalten von Anderen.

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