Metakognitive Prozesse

Metakognitive Prozesse oder kurz Metakognition bezeichnet das Wissen um die eigenen Denkprozesse und ist damit eine der wesentlichen Grundlagen erfolgreichen Lernens. Pointiert könnte man auch sagen: Das erfolgreiche (Nach)-Denken über das eigene Denken.

Was passiert, wenn wir etwas Lernen?

Im Optimalfall ist es Menschen (und wohl auch anderen intelligenten Spezies) möglich zu all ihren kognitiven Prozessen wie Gedanken, Meinungen, Einstellungen, Aufmerksamkeit aber auch Kreativität die Metaebene zu betreten, und von dort aus zu überblicken, welche Faktoren die eigenen Denkprozesse beeinflussen.
Was erleichtert oder blockiert mich in meiner Fähigkeit, mich über Lernprozesse jeder Form weiterzuentwickeln.

Die Kenntnis um die eigenen metakognitive Prozesse erleichtern also alle Selbsterkenntnisprozesse und vor allem auch die Selbstwirksamkeit auf vielen Ebenen.

Der Begriff ‚Metakognition‘ wurde in den frühen 90ern durch die beiden Psychologieprofessoren John H. Flavell und Henry M. Wellman geprägt und durch viele andere Lerntheoretiker immer wieder erweitert.

Dimensionen der Metakognition

Prinzipiell sind zwei Dimensionen und deren Unterteilungen wichtig für das Verständnis von Metakognition

  • Das metakognitives Wissen (metacognitive knowledge) beinhaltet mehrere deklarative Aspekte
  • Zu den exekutiven Aspekten zählen die metakognitive Überwachung (metacognitive monitoring), die Selbstregulierung (self-regulation)

Das metakognitive Wissen umfasst wiederum mehrere Unterdimensionen:

  • personenbezogenes Wissen – alles Wissen, das man über sein eigenes Denken und Gedächtnis besitzt;
  • aufgabenbezogenes Wissen – alles Wissen darüber, wie eine Aufgabe beschaffen ist und welche Anforderungen sie stellt;
  • strategisches Wissen – alles Wissen, das es erlaubt, Lösungswege in ihrer Eignung für die Bewältigung der jeweiligen Aufgabe zu bewerten und alternative Lösungsmöglichkeiten in ihrer Wirksamkeit einzuschätzen;
  • metakognitiven Empfindungen, eine grobe Einschätzung, ob etwas schwer wahrzunehmen, zu verstehen oder zu merken sei.

Auch die Selbstregulierung kann hochmals unterteilt werden:

  • die metakognitive Steuerung bezieht sich auf alle Aktivitäten der Planung, Regulierung und Bewertung während der Bearbeitung einer Aufgabe
  • Die Kontrolle stellt dabei fest, wie weit man sich bei dieser Bearbeitung befindet, ob man auf dem Weg zum Ziel ist und ob man die in der Planung gesetzten Zwischenziele oder gar das Endziel erreicht hat
  • Das metakognitive Verständnis umfasst die Erfahrung, die eigenen Gedanken als Gedanken und nicht als Realität wahrzunehmen und wird in der Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie eingesetzt.

Die Studie von Wyatt et al

Das Zusammenwirken all dieser Prozesse wurde in einer Studie von D. Wyatt et al herausgearbeitet: Sie baten 15 Professoren der Sozialwissenschaften, beim Lesen eines Fachartikels um „Lautes Denken“ und werteten diese Denkprotokolle aus.

Danach durchlaufen optimale Informationsverarbeitende folgen Stufen:

  • sie antizipieren Informationen der nächsten Textabschnitte (aufgabenbezogenes Wissen)
  • sie konzentrieren sich auf subjektive relevante Ausschnitte (Wissen über die eigene Person)
  • sie springen im Text vor und zurück und wechseln mehrmals zwischen Abbildungen und Text
  • sie lesen besonders relevante oder unklare Aussagen mehrmals (Wissen über kognitive Strategien)
  • sie paraphrasieren und fassen schließlich die wesentlichen Gedanken zusammen (metakognitive Kontrollprozesse)

Darüber hinaus berichten die Expert*innen, dass sie während des Lesens laufend die Schwierigkeit wie auch die Informationshaltigkeit des Textes bewerten (Wissen über Aufgabencharakteristika). Zudem treten emotionale Reaktionen wie Ärger, Interesse und Langeweile auf und werden registriert (metakognitive Empfindungen).

Lerntagebücher im Lernlabor

Um Menschen möglichst in die Lage zu versetzen, ihre eigenen Lernprozesse zu kennen und zu steuern, empfehlen sich jeweils altersangemessene Lernlabore und Lerntagebücher.

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