Die Hattie Studie

Kommunikation und Beziehungsarbeit als Basis für Lernerfolg

Die weltweit bisher umfassendste Meta-Analyse über Meta-Analysen zu den Wirkungsfaktoren auf Schülerleistungen ist seit 2008 als „Hattie-Studie“ bekannt geworden. Sie vereinigt mit knapp 20.000 Metastudien das damals global verfügbare Wissen zu den Grundlagen erfolgreicher Pädagogik und belegt eindrucksvoll, dass die Persönlichkeit der Lehrenden und damit vor allem deren kommunikativen Fähigkeiten – neben der persönlichen Erwartungen der einzelnen Schüler*innen an ihr jeweils eigenes Lernen – die entscheidenden Faktoren für nachhaltigen Lernerfolg sind.

Der wichtigste Faktor: Erwartungen und Einschätzungen der Schüler*innen ans eigene Lernen

Der Verfasser der Studie, der australische Erziehungswissenschaftler John Hattie, ist ein Verfechter evidenzbasierter, quantitativer Forschungsmethoden. Seine erstmals 2008 in seinem Buch Visible Learning präsentierten Ergebnisse, lösten weltweite Diskussionen aus. Hattie merkt selbstkritisch an, dass bei Meta-Analysen die Gefahr bestehe, Wirkungszusammenhänge abzuleiten und diese nicht ausreichend zu erklären:  „Meine Aufgabe sehe ich darin, eine Folge von Thesen mit hohem Erklärungswert vorzustellen, die viele (anfechtbare) Vermutungen enthalten.“

In Anbetracht der nicht erst durch Corona zunehmenden Digitalisierung von Unterricht wird es interessant, inwieweit neuere Untersuchungen die Ergebnisse der Hattie Studie in den Bereichen Distanzlernen und Homeschooling bestätigen können.

Die jährlich stattfindende Visible Learning Conference bietet eine gute Möglichkeit für Lehrer*innen, sich intensiv mit den praktischen Aspekten zu beschäftigen.

In Deutschland haben zahlreiche Fortbildungseinrichtungen die Inhalte seiner Studie in die Lehrerbildung integriert: so im im hessischen Amt für Lehrerbildung oder in Mecklenburg-Vorpommern, wo 2014 angekündigt wurde, allen Lehrern in Mecklenburg-Vorpommern eine von Klaus Zierer, dem deutschen Übersetzer von Hatties Buch, im Auftrag des Schweriner Bildungsministeriums verfasste Kurzfassung der Hattie-Studie zukommen zu lassen. Diese erschien unter dem Titel Hattie für gestresste Lehrer und ist ebenso wie Kenne deinen Einfluss! „Visible Learning“ für die Unterrichtspraxis im Buchhandel erhältlich.

Über John Hattie

John Hattie ist seit 2011 ist Professor für Erziehungswissenschaften und Direktor des Melbourne Education Research Institute an der University of Melbourne. Zuvor war er Professor für Erziehungswissenschaften an der neuseeländischen University of Auckland. Seine Forschungarbeit anaylsieren die Einflussfaktoren auf gelingende Schülerleistungen, Modelle des Lehrens und Lernens und Kreativität im besonderen Bezug auf Lernorte.

Im Jahr 2011 wurde er für seine Leistungen in der Pädagogik durch Queen Elisabeth II. zum Officer des New Zealand Order of Merit (ONZM) ernannt. 2016 erhielt er ein Ehrendoktorat der Universität Augsburg.

Kritik und Diskussion

Inez De Florio-Hansen kritisiert, dass Hattie sich bewusst auf messbare kognitive Faktoren beschränkt, d. h. nicht messbare affektive sowie soziale Aspekte unberücksichtigt lässt und keine Gewichtung der ermittelten 138 Faktoren vornimmt. So geht der Faktor „Geburtsgewicht“ in gleicher Weise in die Auflistung ein wie „herausfordernde Ziele“ oder „kooperatives Lernen“. Hattie weist darauf hin, dass affektive und soziale Aspekte sogar wichtiger sein können als die von ihm angeführten Faktoren, erstere jedoch nicht in seinem Blickfeld liegen (so in Visible learning. London, New York 2009). Andreas Helmke steht dem geäußerten Vorwurf ablehnend gegenüber und gibt zu bedenken, dass eine Hinzuziehung schwer messbarer weiterer Bildungsziele (bspw. „Hilfsbereitschaft, Empathie, Mitleid, Teamfähigkeit“ usf.) zwar für künftige Unterrichtsforschungen zu begrüßen wäre, dies allerdings mit einem beträchtlichen Mehraufwand einhergehe. Hattie selbst habe sich mit jener Problematik zudem wiederholt in seinem Werk auseinandergesetzt. Im Jahre 2014 machten Rolf Schulmeister und Jörn Loviscach anhand von Stichproben auf sachliche, methodische und statistische Fehler in der Hattie-Studie aufmerksam.

Benedikt Wisniewski bemängelt, dass die Rezeption der Hattie-Metaanalyse derzeit durch starke Vereinfachungen sowie unzureichende forschungsmethodische Kenntnisse konkurrierender Bildungsforscher geprägt sei.
Olaf Köller weist darauf hin, dass Hatties Buch „Visible Learning“ ein vielgestaltiges Echo hervorrief; so habe man es von Seiten der Bildungsforschung einerseits zur Bestätigung eigener Ansichten herangezogen, andererseits aber auch auf Grund vorgefundener Defizite als unbrauchbar abgelehnt. Demgegenüber gibt Köller zu bedenken, dass Hatties Aussagen zur Unterrichtswirksamkeit von unabhängigen „Primärstudien“ und „überblicksartigen Sammlungen von Forschungsergebnissen“ in der Regel geteilt werden.

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